Luxuriöser Alleskönner: BMW X7 - außen und innen überarbeitet - n-tv.de

2023-02-16 16:02:33 By : Mr. guan zong

Große Niere, markante Schlitze als Scheinwerfer: Wiedererkennungswert kann man dem BMW X7 jedenfalls nicht absprechen.

Luxuriöser und praktischer zugleich als im X7 kann man bei BMW nicht reisen. Die Münchner haben ihrem nützlichen Flaggschiff nun ein umfangreiches Facelift spendiert. Grund genug für ntv.de, eine ausgiebige Runde zu drehen.

Autohersteller tendieren häufig dazu, aufgefrischte Modelle als neu zu bezeichnen. So weit kann man beim X7 vielleicht nicht gehen, aber mehr als einen neuen Anstrich verpassten die Ingenieure dem 5,18-Meter-Liner schon, um einmal im Bild der Renovierung zu bleiben. Augenfällig ist vor allem die neue Front mit deutlich schmaler gewordenen Scheinwerfern und - ganz fancy - beleuchteter Niere. Ob das weiterentwickelte Familiengesicht ankommt, wird wohl die Zeit zeigen, langweilig ist es jedenfalls nicht.

Der BMW X7 ist eine wuchtige Angelegenheit.

Mal sehen, welche Überraschungen das Interieur so bietet. Unmittelbar nach dem Einstieg springt die Passagiere das schicke "Curved Display" förmlich an, auf dem das neue "Operating System 8" läuft. Dieses modernisierte Betriebssystem findet sich inzwischen fast in jedem populären BMW-Modell. Fans klassischer Instrumentierung dürften darüber zwar nicht vollends glücklich sein (waren sie mit der vorangegangenen Kombiinstrumentengeneration allerdings auch schon nicht, nur mal so am Rande), aber jetzt kann man wenigstens schön intuitiv durch die Themen touchen. So lassen sich die gewünschten Funktionen schnell finden, vom Anpassen der Fahrassistenz bis zum Aktivieren der Navigation, zur Abwechslung aber ruhig auch mal die Sprachbedienung ausprobieren.

Dank langem Radstand gibt es viel Platz hinten.

Ein paar feine Unterschiede zwischen den Baureihen lassen sich allerdings feststellen - so offeriert der X7 seine Fahrmodi per spezifischer Drucktaste, was angenehm ist, während neuere Modelle nach dem Aufrufen des "My Modes"-Menüs entsprechend auf dem Screen wählen dürfen. Seis drum, es gibt ja noch andere Dinge im mindestens 97.700 Euro teuren X7 zu bestaunen. Als da wäre: das wahrlich beeindruckende Platzangebot. Man kann ja über SUV denken, was man möchte, sie mögen oder hassen - aber sie sind die einzige Möglichkeit, luxuriös unterwegs zu sein, ohne auf maximale Praxistauglichkeit verzichten zu müssen. Bei 2120 Litern Kofferraumvolumen muss selbst ein Fünfer als Touring passen und auch die menschliche Fracht kommt in ihm nicht so luftig unter.

Trotz opulenter Abmessungen bleibt der BMW X7 elegant.

Und dann wäre da ja auch noch das geschmeidige Fahrwerk mit der jetzt serienmäßigen Luftfederung. So bleibt das Fahrverhalten unabhängig von der Beladung gleich. Und dem Feature der Höhenverstellung, mit dem man an der Ampel wunderbar spielen kann (den X7 per Schalter hochfahren und wieder herunter), mag sogar die eine oder andere hilfreiche Komponente innewohnen. Es soll europäische Länder geben, in denen man so manche Schlaglochpassage überwinden muss, da ist etwas mehr Bodenfreiheit gar nicht so schlecht. Wer schon so weit ist, sich gedanklich mit der Motorenwahl auseinanderzusetzen, sei beruhigt: Es gibt in Deutschland auch weiterhin einen Diesel. Und zwar eine mild hybridisierte Sechszylinder-Variante mit strammen 352 PS.

Für erste Testfahrten steht dieser allerdings noch nicht zur Verfügung, und so wird in erster Linie mit dem komplett überarbeiteten Sechszylinder-Benziner gefahren, der allerdings auch hierzulande seine Fans finden wird angesichts steigender Dieselpreise. Und wer sich mit Emanuel Nicolardi unterhält, also dem verantwortlichen Ingenieur für den Antriebsstrang, merkt schnell, dass da nicht nur einfach ein bisschen Kosmetik angewandt wurde.

Viel Motor erkennt man unter der Abdeckung des Sechszylinders nicht mehr.

Den acht Kilowatt und somit elf PS leistenden Startergenerator haben die Techniker ins überarbeitete Achtgang-Automatikgetriebe verfrachtet. Mit dem sogenannten Kurbelwellenstarter springt der Benziner jetzt immer geschmeidig an - kein typisches Anlasser-"Orgeln" mehr, der Sechsender "ploppt" einfach an, weil die kräftige E-Maschine (nichts anderes ist ja ein Anlasser) so blitzartig agiert. Nur noch in absolut seltene Ausnahmesituationen wie bei frostigem Wetter jenseits der zehn Grad minus wird der konventionelle Ritzelstarter bemüht.

Das "Curved Display" ist typisch BMW und jetzt auch im X7.

Und endlich kann der X7 auch elektrisch kriechen, also bei stillstehendem Verbrenner anrollen und bis zu fünf km/h erreichen dank 200 Newtonmeter Zugkraft der elektrischen Maschine. Möglich wird das, indem das Ingenieurteam die Ventil-Auslassseite überarbeitet hat: Demnach können jetzt sowohl die Ein- wie auch die Auslassventile bedarfsweise komplett geschlossen werden. Die Folge ist, dass der Kolben zwar gegen die Kompression nach oben gleitet, aber im Gegenzug auch wieder entspannt - so hebt sich der Widerstand auf. Mag man als Spielerei abtun, aber bildet eben irgendwie den Hybrid-Charakter, wenn man sich auch mal ohne Verbrenner fortbewegen kann. Indes ist diese Funktion dem 40i vorbehalten.

Die Frage, ob man mehr als 381 PS Verbrennerleistung braucht, erübrigt sich auf den ersten Metern. Sonor säuselnd legt der schwere Allrounder ab, schiebt mit sanfter Gewalt und wird mit Eintauchen des rechten Pedals erstens zorniger im Tonfall und zweitens feuriger im Antritt. Dass der 40i nach nur 5,8 Sekunden die 100 km/h-Marke erstürmt - geschenkt. Aber liefert die hybride Antriebseinheit samt komplexer Achtstufenautomatik auch aus jeder Lebenslage heraus ansatzlosen Vortrieb, wie Nicolardi verspricht? Na ja, bis auf klitzekleine Verzögerungen je nach Lastzustand und Tempo schon.

Viel angenehmer kann man hohe Mengen an Autobahnkilometern gar nicht zurücklegen, zumal die samtweichen Lederpolster ihre Fahrgäste so herzlich aufnehmen (und gegen 1200 Euro auch durchkneten), dass das Aussteigen fast zur traurigen Angelegenheit wird.

Rücksitze umklappen leicht gemacht - nämlich einfach per Tastendruck.

Doch freilich ist das Erlebnis noch zu toppen. Mit dem grundlegend überarbeiteten Achtzylinder bollert sich der M60i akustisch traumhaft in fahrdynamische Sphären, in denen auch ernst zu nehmende Sportwagen anzutreffen sind. Dank Hinterachslenkung pest der 2,7-Tonnen-Koloss sogar auch verhältnismäßig flink um die Kehre - fürs Protokoll. Nach 4,7 Sekunden steht die virtuelle Nadel bei 100 km/h - 250 Sachen indes machen sowohl der Sechs- als auch der Achtzylinder. Letzterer ist mit 127.200 Euro so gar nicht günstig. Wer hier zugreift, dürfte sich wohl kaum daran stören, dass er in der gemittelten WLTP-Disziplin auch mal 12,9 Liter Super süffelt. Der Reihensechszylinder ist genügsamer, eröffnet die WLTP-Runde (kombiniert) mit 9,6 Litern je 100 Kilometer. Chapeau!

Was muss man sonst noch wissen zum überarbeiteten X7? Vielleicht, dass man als Fahrer die Hoheit über die Kommandozentrale für die hinteren Sitzreihen innehat. Die Tasten dafür sind neben dem Türöffner - einfacher geht es kaum, ein kurzer Druck und der Boden des hinteren Abteils verwandelt sich in eine ebene Fläche. Wer in der zweiten Reihe sitzt, darf seine Möbel ebenfalls elektrisch zurechtrücken. Dass sieben Personen Platz nehmen dürfen, sorgt für weitere Punkte in der Kategorie Praxistauglichkeit.

Und selbstredend stehen auf Wunsch genügend USB-Anschlüsse bereit. Wer sich mit dem ausladenden Schiff übrigens mal in eine fahrtechnisch schwierige Situation gebracht hat, aus der er (oder sie) nicht mehr herauszukommen droht - kein Problem. Der X7 merkt sich die letzten 200 zurückgelegten Meter und fährt assistiert exakt so wieder zurück (1400 Euro).

Auch wenn Deutschland sicher nicht der größte Absatzmarkt für den X7 ist, wird er doch kein ganz so seltener Gast auf den Straßen hierzulande bleiben. Denn kein anderer BMW verbindet Luxus so gekonnt mit derartigen praktischen Fertigkeiten. Übrigens: 3,5 Tonnen darf er ja auch noch an den Haken nehmen.