Besucherbergwerk: Grubenfrosch als Schülerprojekt - Suhl/Zella-Mehlis - inSüdthüringen

2023-02-16 16:02:57 By : Mr. Jack CUI

Das Besucherbergwerk „Schwarze Crux“ in Vesser will sich lebendig präsentieren, interessanter Lernort sein, Kulturgut erhalten. Dafür gibt es nun auch ein Projekt zum Thema bergmännisches Geleucht.

Gern besuchen auch Schulklassen oder Familien mit Kindern das Besucherbergwerk „Schwarze Crux“ in Vesser. Ihnen spannende Einblicke nicht nur in das Innere des Berges, sondern auch in die Bergbaugeschichte zu vermitteln, anschaulicher Lernort zu sein, ist Anliegen der Mitstreiter, die sich rund um das Bergwerk engagieren. Einer von ihnen ist Hans-Rainer Bergmann.

Längst im Seniorendasein angekommen, nutzt er dies ganz im Sinne seines Nachnamens. Dabei hatte der heute 74jährige Suhler mit Bergbau ursprünglich erst einmal gar nichts zu tun. Nicht lange ließ beruflich die erste Begegnung des einstigen Strahlungsphysikers und Lichttechnikers mit dem Bergbau auf sich warten. In Steinbach bei Bad Liebenstein fuhr er erstmals für das Mineralstoffwerk ein, wo Eisenerz und Spat abgebaut wurde. „Du heißt zwar Bergmann, aber du bist keiner“, sagte ihm der Steiger damals. Der stellte ihm Stiefel und Fußlappen zur Verfügung, die Hans-Rainer Bergmann wohl nicht so ganz eines Bergmannes würdig um seine Füße zu wickeln versuchte. Dieser Satz genügte, um sein Interesse für die harte Arbeit unter Tage und deren lange Geschichte anzustacheln und seine Sammelleidenschaft zu wecken. Wie es der Zufall wollte, heiratete er später in eine Bergmanns-Familie ein und zog 1981 mit seiner Frau von Bad Salzungen nach Suhl. Hier machte er die Bekanntschaft mit Karl Rieger, der dem Besucherbergwerk „Schwarze Crux“ zu neuer Blüte verhilft und wurde Mitglied im Verein für Hennebergische Bergbaugeschichte.

Zusammengetragen hat Hans-Rainer Bergmann in den vergangenen Jahrzehnten viele Exponate, darunter Bergmänner, ebenso aber auch Grubengeleucht, das in der Dunkelheit als einzige Lichtquelle der Orientierung diente. Über sehr lange Zeiträume erstreckte sich allein diese Entwicklung. Laut Hans-Rainer Bergmann nutzten die Männer während ihrer Arbeit im Berg anfangs Kienspäne, die sie zwischen den Zähnen trugen. Sie gelten als älteste bekannte Grubenbeleuchtung in Mitteleuropa. Das harzreiche Holz zündeten sie an und hatten auf diese Weise bei freien Händen zumindest ein wenig Licht zur Verfügung. Verloren sie ihre Zähne, dann nannte man sie bergfertig. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie sich dann oft mit einem Buckelbergwerk.

Nach dieser – mitunter sicherlich auch oft schmerzhaften – Etappe ist laut des Suhlers die Unschlittlampe zum Einsatz gekommen. Datiert wird ihr Gebrauch auf die Zeit des ausgehenden 13. bis zum beginnenden 16. Jahrhundert. Diese Grubenlampe bestand aus Ton, war mit einem Fingerloch für den besseren Halt versehen und wurde mit brennbarem Unschlitt gefüllt, also dem Talg von Paarhufern als Brennmaterial. Denn dieses Fett war billiger zu bekommen als Bienenwachs. Lampenfunde vieler Bergbauregionen Mitteleuropas wie in Sachsen, Böhmen, Thüringen, Hessen und in Österreich zeigen, dass überall mit ähnlichen Grubenfröschen gearbeitet wurde, eben auch mit den die Sächsischen Tonfröschen. Sowohl ihre Form, als auch ihre Tragweisen variierten leicht. Doch nicht nur hier kamen sie zum Einsatz. Auch in bäuerlichen Haushalten wurden sie verwendet, wie zuvor bereits die Kienspäne auch. Diese rußten stark und hinterließen schwarze Spuren an Decken und Wänden. Lichtnischen mit eigenem Abzug reduzierten die unangenehmen Folgen.

Parallel zu den tönernen Schalenlampen, die in der Draufsicht an einen Frosch erinnern, entwickelten sich, mit fließendem zeitlichem Übergang, Lampen aus Metall. Auch sie kamen anfangs noch offen, später geschlossen zum Einsatz, so der Fachmann weiter, der das Thema Geleucht ganz speziell für einen Kinder-Erlebnis-Tag aufgearbeitet hat. Rüb- oder Rapsöl wurde für sie als Brennmaterial genutzt.

Ob Grubenfrosch aus Ton, die Nachfolgermodelle aus Metall oder die wesentlich komfortableren, heller sowie länger brennenden Sicherheitslampen, die auf Sir Humphry Davys Erfindung im Jahr 1815 zurückgehen soll und Explosionen durch Entzündung brennbarer Gase in der Grube verhindert, Hans-Rainer Bergmann ist im Besitz vieler Geleucht-Exemplare unterschiedlichster Etappen. Um das künftige Schüler-Angebot zum Thema Geleucht im Bergbau anschaulich zu gestalten, hat sich der Tüftler selbst an Ton gewagt und den Sächsischen Tonfrosch nachempfunden. Hat er den Dreh richtig raus, damit nach Schrumpfung und Brennen des Materials schließlich ein von der Größe passendes Geleucht entsteht, möchte er genau das auch interessierten Mädchen und Jungen ermöglichen. „Jeder kann sich seinen eigenen Tonfrosch töpfern und dort hinein gern ein Teelicht stellen“, sagt er, dem daran gelegen ist, bergmännisches Kulturgut zu erhalten.

Noch eine weitere Geleucht-Variante hat er auf Lager, eine, Marke Eigenbau. Dazu bedarf es jedoch modernerer Zubehörteile, wie einer Holzscheibe, auf der er ein LED-Licht, eine Batteriehalterung und einen Griff mit Schalter befestigt. Dann noch drei Batterien platziert, und schon ist die Grubenlampe aus dem Hier und Jetzt fertig. Im Frühjahr könnten die ersten thematischen Wandertage oder Ausflüge ins Besucherbergwerk „Schwarze Crux“ in Vesser starten. Nun fehlt es nur noch noch an Teilnehmern.